Kreative Intelligenz kultivieren

Künstliche Intelligenz und hier speziell der Nutzung von ChatGPT ist in meinen Umfeld ein großes Thema und ich beobachte auch, dass ich sie deutlich häufiger befrage. Wieviel? Wofür? Sie spart Zeit und ist inhaltlich immer prüfenswert -  ja, klar!

Franziska Walther spricht in ihrem Podcast darüber, daß sie KI inhaltlich nutzte, sich Konzepte, Inhalte, Texte vorschlagen ließ an Stellen an denen es inhaltlich hakte. „KI verspricht weniger Anstrengung und sie verspricht nicht mehr zu scheitern.“ so Walter. Jedoch fühlte es sich nach einer Weile fremd an.

Arbeite ich an einem Text und lasse mir nicht die Zeit, einen Moment aufschauen, um den Überblick zu halten und weiterzudenken, etwas wegzulassen oder eine kreative Lösung zu suchen, dann wird dieser Teil in meinem Gehirn vernachlässigt. Ich muss sofort daran denken, dass ich im Kopfrechnen richtig fix war. Weil ich es nicht mehr nutzte, steht mir diese Schnelligkeit nicht mehr zur Verfügung. Was passiert also in meinem Gehirn, wenn ich den kreativen Prozess vernachlässige und vermeide zu lernen, zu scheitern, Erfahrungen einzuordnen.

Jede*r hat eine Strategie Lösungen zu finden und einen Instinkt für Fehler, die passieren könnten, eine Aufmerksamkeit für die Komponenten, die wichtig sind. Ich kenne das gut aus meiner Arbeit als Architektin. Dieser Impuls etwas doppelt zu recherchieren, Handwerker einzubinden, das Wissen, dass es nicht nützlich ist zu sehr zu theoretisieren, was dann praktisch umgesetzt wird. „Einfache, gute Lösungen entwickeln! ist schon lange einer meiner Leitsätze und das bedeutet auch Entwicklungen Zeit zu geben, andere Aspekt zu bedenken, zu prüfen, zu entscheiden, und dies anzupassen an die jeweilige Situation.

Als ich mein Buch “Freude am Sehen” schrieb, bin ich oft spazieren gegangen mit einem Gedanken, einem Thema. Wir alle kennen das, wenn uns etwas einfällt in dem Moment, in dem wir gerade gedanklich ganz unbeschäftigt sind damit. Wie aus heiterem Himmel kommt eine Verknüpfung, ein guter Begriff, welcher hilft etwas deutlich zu machen..

KI ist gefüttert mit Informationen und nicht unvoreingenommen. Das sind Menschen auch, aber wir haben hoffentlich eine Aufmerksamkeit dafür und öffnen uns immer wieder neu. Auf wessen Voreingenommenheit basiert die KI? Wenn ich Franziska Walther’s Ausführungen in ihrem Podcast folge, fühlt sich das an wie das Brockhaus Lexikon, dessen grün eingebunden Bände, gefüllt mit konservativen Sichtweisen mir bereits als Jugendliche zu heavy waren.

In den letzten Wochen habe ich Jenny Odell’s Buch „Tu nichts“ gelesen, in dem sie sich mit Aufmerksamkeitsökonomie beschäftigt, dieser neuen Währung, welche die Tech-Industrie wachsen lässt. Odell gibt mir eine hilfreiche Einordnung jenseits dieses diffusen Gefühls von rasend schneller Veränderung hin zum schlechten, sprich manipulativen. Sie bringt darin wirklich anregende Beispiele von Verbundenheit mit dem eigenen Ort und auch Beispiele in Malerei und Musik.

„Ein wirkliches Entziehen der Aufmerksamkeit geschieht zuallererst im Geist.” so Odell “Was dann nötig wäre, ist aber nicht sich ein für alle mal auszuklinken, sondern fortlaufendes Training die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit nicht nur zurückzuziehen, sondern sie an anderer Stelle zu investieren, sie auszuweiten und zu verstärken, sie zu schärfen.“

Für mich ist die jetzige, heutige Antwort eine wache Nutzung und eine klares Bekenntnis dazu kreative Prozesse nicht zu vernachlässigen, sondern zu kultivieren. Und der Poesie des Zufalls Raum zu lassen.

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